» Wenn Glas durch Feuer zum Leben erweckt wird osttirol-heute.at

2022-06-24 21:31:45 By : Ms. Jessie Zhang

In ihrer kleinen Werkstatt in Leisach haucht Veronika Petutschnig dem starren Material Glas Leben ein. Dass sie Glasbläserin ist, verdankt sie der „Sendung mit der Maus“.

Veronika sitzt vor ihrer Lampe – einem Bunsenbrenner mit Propangas- und Sauerstoffgemisch – und erhitzt ein Glasrohr mit etwa 3 Zentimeter Durchmesser. Zum Schmelzen benötigt Glas etwa 1.200 Grad Celsius, die Flamme ihrer Lampe hat eine Temperatur von etwa 3.000 Grad. Langsam beginnt sie, das erhitzte Röhrchen zu drehen und in die Länge zu ziehen. „Durch das Drehen wird das Glas gleichmäßig warm. Bevor ich hineinblase, schaut das Glasrohr aus wie eine große Spritze“, erklärt sie mir beim Besuch in ihrer gemütlichen Werkstatt in Leisach. Durch das Hineinblasen in das Rohr entsteht die eigentliche Form des Werkstückes. „Jetzt gebe ich dem Glas durch das Hineinblasen und Weiterdrehen zum Beispiel eine bauchige Form. Mit Pinzette, Schere oder anderen Werkzeugen bearbeite ich das Stück weiter. Oft arbeite ich auch Glas in verschiedenen Farben ein“, erzählt die Glasbläserin von ihrer kreativen Tätigkeit.

Das Werkstück muss während des gesamten Fertigungsprozesses in warmem Zustand gehalten werden. So kann es schon einmal vorkommen, dass Veronika mit einer aufwändigen Arbeit fünf Stunden ununterbrochen beschäftigt ist. Das fertige Werkstück wird mit Hilfe eines Abkühlgranulats abgekühlt und damit wieder spannungsfrei gemacht. Als Kind saß die Leisacherin gerne vor dem Fernseher, wenn die „Sendung mit der Maus“ lief. „In einer Folge wurde auch der Beruf des Glasbläsers vorgestellt. Die Art und Weise, wie der Mann das Glas bearbeitete, zog mich sofort in ihren Bann und so beschloss ich, Glasbläserin zu werden“, blickt sie zurück.

Nach Volks- und Hauptschule besuchte die Leisacherin für sechs Jahre die Glasfachschule in Kramsach, die sie mit der Matura abschloss. Anschließend fand sie in einer Glashütte in Lienz/Peggetz Beschäftigung. „Es ist faszinierend, was man aus dem Zusammenspiel des Materials Glas – also geschmolzenem Quarzsand – und Feuer alles fertigen kann. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das starre Material wird durch die Flamme zum Leben erweckt.“ Im Privathaus in Leisach, wo Veronika mit ihrem Mann Martin und den zwei Söhnen lebt, hat sie sich vor einigen Jahren eine kleine Werkstatt eingerichtet und fertigt hier unter dem Firmennamen „glassworks“ ihre Unikate an.

Mit ihrem Weihnachtsschmuck – Kugeln, Engeln, Schneeflocken, Eissternen oder Krippen – ist sie alljährlich im Advent auch in der lebenden Werkstätte am Lienzer Christkindlmarkt vertreten. „Ich arbeite besonders gerne auch mit Schulkindern. Die leuchtenden Augen zu sehen, wenn die Mädchen und Buben in das erhitzte Glas hineinblasen und dann ihr individuelles Werkstück formen, ist für mich jedes Mal wieder ein Erlebnis“, schwärmt sie.

Ob Skifahrer, Musikinstrument oder Motorrad,Fischer, Feuerwehrmann oder Taucher – Veronikas Kunstwerke aus Glas eignen sich als Jubiläumspräsente genauso wie als Geschenke für jeden möglichen Anlass. Schutzengel für Taufen,Haus- und Namensschilder, verschiedene Trinkgläser – das Repertoire ihrer Spezialanfertigungen ist schier endlos. „Besonders gerne arbeite ich in das Glas auch Wurzeln oder Altholz ein. Der Erhalt von echtem, altem Handwerk ist mir besonders wichtig. Und es handelt sich immer um Einzelstücke. Denn dass zwei gleiche Arbeiten meine Werkstatt verlassen, ist unmöglich“, meint die begeisterte Glasbläserin zum Abschluss lachend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

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