Energie: Welche Art Heizöl darf es sein?

2022-03-18 03:26:14 By : Ms. Sophie Sze

Verglichen mit dem Vorjahr ist Heizöl gerade billig. Anlass für viele Haus- besitzer, noch vor der Heizperiode die Tanks zu füllen. Verwirrend wird der Kauf aber, wenn der Händler verschiedene Sorten im Angebot hat.

Manchmal ist der Heizölkauf schwieriger als gedacht: Es soll Fälle geben, bei denen das Tankfahrzeug schon vor dem Haus stand und der Händler im letzten Moment noch versucht haben soll, ein „Premium-Heizöl“ zu verkaufen. Sinnvoll oder nicht? Wer die Fakten kennt, dem dürfte die Entscheidung leicht fallen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Welche Heizölsorten gibt es am Markt?

Seit einigen Jahren wird in Deutschland für Privathaushalte praktisch nur noch eine einzige Sorte angeboten: „Heizöl Extraleicht (EL) schwefelarm“, so die offizielle Bezeichnung. Das Problem: „Jeder Händler nennt das Produkt anders“, sagt Vivien Passow vom Verbraucherportal HeizOel24. Manche Händler nennen es „Heizöl EL schwefelarm“, andere sagen „Heizöl Standard schwefelarm“ oder einfach nur „Heizöl normal schwefelarm“ – gemeint sei aber immer dasselbe Produkt. Auch die veröffentlichten Heizölpreise in dieser Zeitung beziehen sich auf den schwefelarmen Standard (siehe Tabelle unten). Neben dieser Sorte gibt es in Deutschland noch die Sorte „Heizöl Exrtaleicht (EL) Standard“ – sie spielt am Markt aber fast keine Rolle mehr. Nachgefragt werden eher noch Heizöle mit Anteilen aus pflanzlichen Rohstoffen, zum Beispiel „Heizöl EL Bio 10“. Der Name zeigt an, dass zehn Prozent des Heizöls aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps hergestellt wurden.

Schwankt die Heizöl-Qualität je nach Händler?

Nein, sagen Experten. „Heizöl ist ein Produkt, das genormt ist und in der Raffinerie entsprechend hergestellt wird“, sagt Dirk Arne Kuhrt vom Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti). In Deutschland muss das schwefelarme Standard-Heizöl die gültige Norm DIN 51603-1 erfüllen. Entsprechend dürfe die Heizölsorte einen maximalen Schwefelgehalt von 0,005 Prozent nicht überschreiten, sagt Händlerexpertin Passow.

Seit August gibt es einen neuen Entwurf für die Norm. Welche Folgen hat das für Verbraucher?

Selbst wenn der Entwurf umgesetzt würde, hätte dies für Endkunden keine Konsequenzen, heißt es beim Deutschen Institut für Normung (DIN). Bislang enthält die Norm eine Vorgabe zur Haltbarkeit des Heizöls, in der Fachsprache „Lagerstabilität“ genannt. Diese Vorgabe soll nun wegfallen. „Nachteile für den Verbraucher sind nicht zu erwarten“, betont Jürgen Fischer, beim DIN zuständig für die Norm. Grund für die geplante Änderung sei, dass man die Lagerstabilität im Labor nicht präzise messen könne.

Warum wird in Deutschland fast nur noch schwefelarmes Heizöl verkauft?

Seit 2009 ist schwefelarmes Heizöl steuerbegünstigt, heißt es beim Verbraucherportal HeizOel24. Ziel der Bundesregierung war es demnach, die Heizölversorgung flächendeckend auf die umweltfreundlichere Sorte umzustellen. Offenbar mit Erfolg: „Am Markt hat sich das schwefelarme Standard-Heizöl zu 95 Prozent durchgesetzt“, sagt Kuhrt von Uniti. Laut Heiz-Oel24 ist die Umstellung auf schwefelarmes Heizöl in den Raffinerien seit 2011 so gut wie abgeschlossen. „Schwefelfreies Heizöl ist seitdem in Deutschland die gängige Qualität“, bestätigt Passow.

Warum gibt es bei Kunden trotzdem Verwirrung?

Grund dafür sind sogenannte Additive. Darunter verstehen Fachleute Zusatzstoffe, die sozusagen zum Heizöl „addiert“, also hinzugegeben werden. Nach Schätzungen von HeizOel24 verteuern diese Additive das Heizöl pro 100 Liter zwischen einem und 1,50 Euro. Auch hier sind die Bezeichnungen nicht einheitlich: Meist wird das Heizöl mit den Zusätzen unter Namen wie „Premium“ oder „Plus“ verkauft. Die Basis für das Gemisch ist aber wieder der schwefelarme Standard. Händler mischen den Zusatzstoff oft erst am Tankfahrzeug bei.

Grundsätzlich gilt: Wer seinen Tank mit dem billigeren Standard-Heizöl füllen lässt, macht nach Ansicht der Experten nichts falsch. „Die Sorte funktioniert“, sagt Uniti-Experte Kuhrt. Passow ergänzt: Die schwefelarme Standard-Sorte wirke sich weder auf den Heizöltank noch auf die Brenneranlage nachteilig aus. In manchen Fällen könne sich ein Additiv nach Aussage der Experten aber lohnen: „Je länger das Öl beispielsweise lagert, desto eher rentiert sich eine additive Mischung“, sagt Kuhrt. Bestimmte Additive verbesserten die Lagerstabilität. Auch für Haushalte, deren Tank unter der Erde und nicht im Keller liege, könnten bestimmte Frostschutz-Additive sinnvoll sein. Andere Zusatzstoffe würden die Rußbildung im Brenner verhindern und so die Leistung verbessern – wie stark die Verbesserung ist, lasse sich generell nicht sagen. Und noch einen Vorteil gibt es: „Additive Sorten können den öligen Geruch im Heizungskeller verhindern“, sagt Passow. Sie ergänzt aber: „Für einige Händler ist das auch ein Zusatzgeschäft.“

Lassen sich die Additive auch nachträglich zufügen?

Ja. Additive könne man im Handel oder im Internet kaufen und dem Heizöl selbst beimischen, sagt Passow. Außerdem sei es auch problemlos möglich, ein additives Gemisch nachzutanken, selbst wenn der Tank noch zur Hälfte voll sei. Allerdings sollten sich Verbraucher bewusst sein, dass sich beim Mischen von Ölsorten die Produkteigenschaften entsprechend änderten.

Preise Euro/100 Liter, Quelle: HeizOel24

Mitten im August denken Hausbesitzer eher selten an den Winter, doch könnte dies durchaus ratsam sein: Heizöl ist derzeit billiger zu haben als in den Vorjahren (siehe Grafik). Ohnehin ist der Brennstoff im Sommer meist günstiger als im Winter. Anfang August war Heizöl lautHeizOel24 so günstig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Zwar hat der Preis seitdem wieder angezogen, der Preisanstieg der vergangenen Tage sei aber übertrieben und stark von Spekulationen an der Börse getrieben, so das Portal. Ökonomen glauben aber, dass die niedrigen Preise nicht von Dauer sind. Das Überangebot am weltweiten Ölmarkt werde zurückgehen und spätestens im ersten Halbjahr 2017 verschwunden sein. Wer jetzt Heizöl kauft, sollte aber einige Dinge beachten:

Wie bei anderen Energieträgern gibt es auch beim Heizöl bei verschiedenen Anbietern unterschiedliche Preise. Ein gründlicher Vergleich hilft, viel Geld zu sparen. Am leichtesten geht das im Internet, wo verschiedene Seiten tagesaktuelle Vergleiche bieten. Da der Heizölpreis allgemein stark schwankt, empfehlen Vergleichsportale, die Preise das ganze Jahr über zu verfolgen, um bei günstiger Gelegenheit zuschlagen zu können.

Hausbesitzer sollten bei der Bestellung einen festen Preis vereinbaren und sich diesen vom Lieferanten schriftlich bestätigen lassen. Dann gilt dieser Preis auch, falls Heizöl bis zum Zeitpunkt der Lieferung noch einmal teurer wird.

Je mehr Heizöl ein Kunde kauft, desto besser wird der Preis. Einzelnen Hausbesitzern sind dabei natürlich Grenzen gesetzt, sparen können sie aber durch Sammelbestellungen mit Nachbarn. Nachteil: Wer für alle bestellt, haftet womöglich mit seinem Geld, wenn die anderen nicht zahlen. Eine Alternative bieten Dienste wie heizoelpool.de. Dort geben Interessenten ihre Postleitzahl und die gewünschte Ölmenge ein. Wenn genug Bestellungen aus einer Region vorliegen, wird ein Sammelauftrag ausgelöst. Die Ersparnis kann mehrere Prozent betragen, die Teilnahme ist kostenlos.

Zählwerk auf Null

Kunden sollten sich überzeugen, dass bei der Lieferung beim Einschalten der Pumpen auf dem Zählwerk nur Nullen stehen. Damitistsicher, dass die später abgerechnete Menge auch im Tank gelandet ist

Während der Zähler läuft, muss im Sichtglas immer Heizöl zu sehen sein. Kommt Schaum oder verschwindet das Heizöl völlig aus dem Schauglas, muss die Messung automatisch unterbrochenwerden. Läuft der Zähler weiter, wird in dieser Zeit Luft statt Flüssigkeit gemessen.

Sie sollten im Beisein des Kunden ausgestellt werden. Damit nicht mehr abgerechnet wird als geliefert, ist es ratsam, nach dem Tanken die Zählerstände zu notieren. Stimmt etwas nicht,sollte der Verbraucher sofort reklamieren und den Lieferschein keinesfalls unterschreiben. Am besten notiert sich der Kunde das Nummernschild des Tankwagens.

Angesichts der aktuell günstigen Preise scheinen Großeinkauf und Lagerhaltung sinnvoll. Zumal alte Heizkessel, die bei modernen Anlagen mit Brennwerttechnik weiterhin verwendet werden, meist viel mehr Vorrat aufnehmen können, als innerhalb eines Jahres gebraucht wird. Heizöl lässt sich auch jahrelang lagern, erklärt das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO). Es betont aber, Lagerort müsste eine fachgerecht installierte Tankanlage sein. Und Heizöl muss im Dunkeln lagern. Wenn die Tanks aus lichtdurchlässigen Materialien sind, muss daher der Lagerraum abgedunkelt werden – etwa mit Folien am Fenster. Die Lagertemperatur liegt optimalerweise bei fünf bis 15 Grad. Wichtig ist vor allem, dass die Temperaturen im Lagerraum nicht in den Minusbereich sinken können und Tank und Leitungen entsprechend vor Frost geschützt sind. Sonst kann sich Paraffin aus dem Heizöl herauslösen und schlimmstenfalls zu einer Störung der Anlage führen.