Hanauer Hauptbahnhof: Gefährliche Produktionsstätten sollen weichen

2022-09-09 21:28:38 By : Mr. Bruce zhou

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Neue Pläne: Das Hauptbahnhofsgebiet von Hanau soll entwickelt werden. Bild: Stadt Hanau / Axel Haesler

Eine Fläche von rund 30 Hektar rund um den Hanauer Hauptbahnhof soll entwickelt werden. Jetzt werden Lösungen für bestehende Industrieanlagen gesucht.

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E in ungewöhnliches Kooperationsprojekt haben sich die Stadt Hanau sowie die Unternehmen Heraeus und Gerling, Holz & Co. Handels GmbH (GHC) vorgenommen. Gemeinsam wollen sie die Pläne zur Entwicklung des Areals nördlich des Hauptbahnhofs verwirklichen. Vorgesehen ist dort ein Stadtquartier mit Wohnungen, Büros und Gastronomieangeboten. Diesen Nutzungen steht allerdings teilweise die Nähe zu der GHC entgegen. Der Gas- und Kältemittelspezialist lagert an seinem Standort erhebliche Mengen an Gasen, Kältemitteln und Chemikalien. Außerdem betreibt er dort ein Tanklager sowie Füll­an­lagen. In der Nähe solcher Einrichtungen ist eine weitere Stadtentwicklung im Prinzip nicht möglich, vor allem das Wohnen ist nicht gestattet, weil bei einem Unfall in der Produktion gefährliche Stoffe austreten könnten.

Nach Mitteilung der Stadtverwaltung wurde nun mit der GHC eine Lösung auf den Weg gebracht. Das Unternehmen ist bereit, seine Arbeitsabläufe so zu ändern, dass die nach dem Emissionsschutzrecht geltenden Achtungsabstände reduziert werden. Die Gesellschaft will außerdem die Lagerungen in Hanau neu organisieren und ganz oder teilweise verlegen. Nach den Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) wäre danach nur noch ein Sicherheitsabstand von 400 Metern zum Betriebsgelände einzuhalten. Dritter im Bund ist das Unternehmen Heraeus, das unweit des Entwicklungsareals seinen Hauptsitz in der Innenstadt hat. Heraeus will die Stadt dabei unterstützen, das Areal nördlich des Hauptbahnhofs zu entwickeln.

Eine wichtige Voraussetzung für das Projekt ist die Aufgabe von Heraeus Quarzglas in Hauptbahnhofsnähe. Die Produktion an der Quarzstraße soll im nächsten Jahr eingestellt werden. Damit fällt ein weiterer Störfallbetrieb weg. Das etwa fünf Hektar große Areal soll in das neue Quartier einbezogen werden. Insgesamt würde das Entwicklungsgebiet rund 30 Hektar umfassen. Für die Stadt Hanau sei es äußerst wichtig, an dieser Stelle eine partnerschaftliche Lösung zu finden, so Kaminsky. Geschaffen werden solle damit auch ein moderner Stadteingang. Hanau stehe in einem sehr konstruktiven Dialog mit den beiden Unternehmen.

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Durch Anpassungen und Verlagerungen könne es gelingen, die Abstände signifikant zu reduzieren, ohne eine Erhöhung an anderen Stellen zu bewirken, bestätigt Frederic Mazan, Niederlassungsleiter von GHC. Im Gegenzug sei die Stadt dazu bereit, zur Sicherung des Standorts beizutragen und geeignete planungsrechtliche Voraussetzungen zu ermöglichen. Das Regierungspräsidium signalisierte nach städtischen Angaben die Bereitschaft, „die angestrebten Veränderungen positiv zu begleiten“. Damit könne am Ende auch das Land Hessen von diesem Pilotprojekt profitieren, denn es sei ein Beispiel für einen konstruktiven Umgang mit den gesetzlich geforderten Achtungsabständen, das andernorts nachgeahmt werden könnte.

Von städtischer Seite gibt es bis jetzt einen Beschluss des Magistrats mit einer Absichtserklärung. Diese beschreibt auf Basis eines aktuellen Gutachtens die Schritte zur Verlagerung von Stoffen und Arbeitsprozessen. Die Stadt verpflichtet sich, die Planungskosten zu erstatten. Außerdem erwartet die GHC eine finanzielle Entschädigung für die Aufwendungen, die mit den Verlagerungen verbunden sein werden. Die Absichtserklärung wird am 13. September im Ortsbeirat Innenstadt beraten, bevor die Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 19. September abschließend darüber entscheidet.

Für die Kostenübernahme bestehen Kaminsky zufolge zwei Bedingungen. Zum einen müsse die angestrebte Reduzierung der Sicherheitsabstände mit dem Regierungspräsidium Darmstadt dauerhaft öffentlich-rechtlich gesichert werden. Zum anderen müssten auf dieser Grundlage Bebauungspläne zur Ausweisung von Gebieten mit Wohnnutzung störfallrechtlich unbedenklich und rechtsverbindlich aufgestellt werden können.

Auch über Summen wird schon geredet. So umfasst der Höchstbetrag für alle Aufwände rund um die Neuorganisation und Verlagerung bis zu 14 Millionen Euro. An diesen Kosten sollen sich Vorhabenträger beteiligen, die von einer Entwicklung des Baugebiets wirtschaftlich profitieren. Verhandelt wird zudem über eine Kostenbeteiligung von Heraeus. „Wir unterstützen die Vereinbarung von Stadt und GHC. Auf unserem Ende 2023 frei werdenden Produktionsstandort könnten durch die angestrebten Veränderungen attraktive Wohnungen, Büros, Gastronomie und andere publikumsintensive Nutzungen entstehen“, sagt Jan Rinnert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Heraeus Holding GmbH.

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Gefährliche Produktionsstätten in Hanau sollen weichen

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