Kokain: Risiken, Entzugssymptome & Wirkung

2022-03-18 03:28:02 By : Mr. Jason Zhou

Die illegale Droge Kokain wird aus den getrockneten Blättern der Kokapflanze (Erythoxylum coca) gewonnene. Sie hat eine stark stimulierende Wirkung und führt unter anderem zu euphorischen Gefühlen, macht belastbarer und leistungsfähiger. Lässt die Wirkung nach, kommt es zu depressiven Verstimmungen und Angstgefühlen.

Kokain lässt sich auf unterschiedliche Weise konsumieren: Es kann geschnieft, gespritzt oder auf die Mundschleimhäute aufgetragen werden. Als Injektion wirkt Kokain am stärksten. Die meisten Konsumenten ziehen Kokain als Pulver über ein Röhrchen in die Nase.

Abhängig von der Verarbeitung bezeichnet man Kokain auch als:

Je nach Dosis kann Kokain innerhalb von wenigen Wochen abhängig machen. Langfristig hat ein dauerhafter Konsum der Droge schwere gesundheitliche Folgen. Bei einer Kokainsucht handelt es sich vor allem um eine psychische Abhängigkeit. Um die unangenehmen Gefühle, die sich bei Nachlassen der Drogenwirkung einstellen, loszuwerden, und die durch die Droge erzeugten Glücksgefühle wiederzuerlangen, greifen viele Konsumenten rasch wieder zu Kokain.

Ist die konsumierte Kokain-Dosis zu hoch, besteht die Gefahr einer Kokainvergiftung , die ohne ärztliche Hilfe tödlich enden kann. Selbst geringe Mengen Kokain können lebensbedrohlich werden, wenn sie bei empfindlichen Personen einen Kokainschock hervorrufen. Bei Verdacht auf eine Überdosis oder einen Kokainschock ist deshalb unbedingt der Notarzt zu rufen.

Als besonders gefährlich gilt eine Mischung aus Kokain und Natriumhydrogencarbonat (Natron), das sogenannte Crack . Crack kann noch rascher abhängig machen. Kokain und Crack sind Rauschmittel – der Umgang mit ihnen ist in Deutschland nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) verboten. Ausnahmen lässt das Gesetz unter strikten Auflagen für bestimmte Anwendungen in Medizin und Forschung zu.

Kokain spielt auf dem illegalen Drogenmarkt eine in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutende Rolle. In den Hauptherstellerländern Kolumbien, Peru und Bolivien wurden 2009 schätzungsweise 842 bis 1.111 Tonnen Kokain hergestellt werden. Weltweit beschlagnahmte man im Jahr 2008 rund 711 Tonnen Kokain, davon etwa 67 Tonnen innerhalb der EU und etwas mehr als 1 Tonne (1.069 kg) in Deutschland.

Die Heimat des Kokastrauches (Erythoxylum coca) ist Südamerika. Bereits vor vielen Jahrhunderten baute man die immergrüne Pflanze in Peru und Bolivien gezielt an. Entsprechende archäologische Funde belegen einen Anbau bereits um 2.500 vor Christus. Durch Kauen der Kokablätter wurde und wird auch heute noch von vielen Einheimischen das Hungergefühl unterdrückt sowie eine vorübergehende Leistungssteigerung bei der Arbeit erreicht. Allerdings werden beim Kauen der Blätter offenbar keine psychoaktiven Substanzen frei. Mit der Eroberung Südamerikas durch die Spanier erlangte der Genuss von Kokablättern auch außerhalb Südamerikas Beliebtheit und mündete in einen organisierten Kokahandel.

1859 gelang es schließlich erstmals, den in der Kokapflanze enthaltenen Wirkstoff zu isolieren: das Kokain. Man begann, die Substanz für medizinische Zwecke zu nutzen. So verwendete man es unter anderem als Mittel zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) bei Augenoperationen, aber auch zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen.

Lange Zeit unterschätzt man die schädliche Wirkung von Kokain. Der amerikanische Apotheker John S. Pemberton erfand ein Getränk, das noch heute in aller Munde ist: Coca-Cola. Bis zum Jahre 1903 beinhaltete dieses Getränk noch Extrakte aus den Blättern des Kokastrauchs (250 Milligramm Kokain pro Liter). So verschwand das Kokain zwar aus dem Getränk, der Name erinnert jedoch noch heute daran. 1914 erließ man in den USA schließlich ein Gesetz, das Kokain generell als Getränkezusatz untersagte – denn durch kokainhaltige Getränke kam es immer wieder zu Todesfällen. Coca-Cola enthält auch heute noch Extrakte der Kokapflanze – jedoch sind diese nicht psychoaktiv.

Der Siegeszug des Kokains als damals noch legale Droge begann in Europa nach dem Ersten Weltkrieg und hatte seinen Höhepunkt sowohl in den USA als auch in Deutschland in den sogenannten Goldenen Zwanzigerjahren. Damals begannen auch weite Kreise des gehobenen Bürgertums die Droge zu konsumieren. Zunächst wurde die starke suchterzeugende Gefahr dieser Droge verkannt, da man das Abgleiten in eine Sucht mehr der Charakterschwäche des Einzelnen zuschrieb als dem Kokain selbst.

In den 1930er Jahren sank der Kokainkonsum, da andere Substanzen in Mode kamen: die Amphetamine. Erst in den 1970er Jahren wurde die Droge wieder verbreiteter konsumiert. Der Trend verstärkte sich in den USA noch in den 1980er Jahren, als Crack in Mode kam. Diese neue Form des Kokains wurde nicht geschnupft oder gespritzt, sondern geraucht.

Seit den 1990er Jahren nimmt der Konsum von Kokain in Deutschland vor allem bei jungen Erwachsenen immer mehr zu, während die Beliebtheit in den USA eher nachlässt.

Das in den Blättern des Kokastrauchs enthaltene Kokain wird in den Erzeugerländern gewöhnlich erst angereichert. Die dabei entstehende Paste wird anschließend zu einem Salz der Salzsäure – dem Kokainhydrochlorid – verarbeitet.

Kokain lässt sich auf verschieden Arten konsumieren:

Sehr viel gefährlicher als Kokain ist Crack, da es einen sehr hohen Reinheitsgehalt aufweist. Die Wirkung setzt innerhalb weniger Sekunden ein, da die inhalierte Droge über die Lungen sehr rasch in den Blutkreislauf gelangt. Bereits der einmalige Konsum kann abhängig machen.

Crack wird durch Erhitzen von Kokainhydrochlorid mit Natriumhydrogencarbonat (Natron) hergestellt. Als Ausbeute erhält man die reine Kokainbase, die einen niedrigeren Schmelzpunkt besitzt und daher rauchfähig ist. Beim Erhitzen der Mischung entsteht ein krachendes, knisterndes Geräusch, das der Droge seinen Namen verlieh. Crack wird in kleinen Brocken getrocknet und mithilfe spezieller Pfeifen aus Glas inhaliert. Geraucht wird neben Crack aber auch die sogenannte Freebase, welche durch die Reaktion von Kokainhydrochlorid und Ammoniak entsteht. Um Crack zu rauchen, geben Konsumenten die Substanz in eine Crackpfeife, füllen sie in eine leere Getränkedose oder erhitzen sie auf Alufolie.

Kokain hat verschiedene Effekte. Es sorgt dafür, dass der Botenstoff Dopamin im Gehirn freigesetzt wird und hemmt gleichzeitig die Wiederaufnahme der Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Hierdurch kommt es zu:

Wie stark der aufputschende Effekt ist, hängt zum einen von der Qualität des Kokains ab und variiert zudem von Person zu Person. Je nachdem, wie das Kokain konsumiert wird, tritt die Wirkung unterschiedlich schnell ein. Spritzen oder Rauchen der Droge führt zu einem Effekt innerhalb von Sekunden. Beim Schnupfen vergehen einige Minuten, bis eine Wirkung eintritt – allerdings hält diese auch länger an: etwa eine Stunde oder mehr. Beim Rauchen dauert die Wirkung dagegen nur circa fünf bis zehn Minuten.

Zum Teil erleben die Kokain-Konsumenten in dieser Phase Halluzinationen oder Pseudohalluzinationen. Bei letzteren sind sich die Betroffenen darüber bewusst, dass die Wahrnehmung nicht real ist.Nach der Einnahme von Kokain kommt es zu einem Rauschzustand, der verschiedene Phasen durchläuft.

In der ersten Phase ist die Stimmung durchweg euphorisch und wird als positiv empfunden. Sie dauert durchschnittlich 20 bis 60 Minuten. Die euphorische Phase zeichnet sich beim Konsumenten zudem durch folgende weitere Effekte aus:

Wenn die euphorische Phase abklingt, kommen zusätzlich zu den Effekten der ersten Phase unter Umständen Angstgefühle oder paranoide Stimmungen dazu. Auch akustische oder optische Halluzinationen sind in der Rauschphase möglich.

Wenn der Kokain-Rausch nachlässt, fühlt sich der Konsument häufig:

Dieser "Kater" lässt den Anwender häufig erneut zu Kokain greifen. Es beginnt ein gefährlicher Teufelskreis.

Die Risiken beim Konsum von Kokain sind vielfältig und reichen von einer Kokainsucht, über eine akute Kokainvergiftung bis hin zu sozialen Folgen.

Je nach konsumierter Dosis kann Kokain bereits nach wenigen Wochen abhängig machen und in eine Kokainsucht übergehen. Die Droge macht vor allem psychisch abhängig.

Mit der Zeit verliert geschnupftes und über die Mundschleimhäute aufgenommenes Kokain zudem seine Wirksamkeit, weshalb viele Konsumenten den Stoff früher oder später spritzen oder zu einem anderen Suchtstoff greifen. Häufig werden auch Substanzen vermischt, zum Beispiel Heroin (sog. Speedball). Auch eine Mischung mit Amphetaminen ist üblich.

Der chronische Missbrauch von Kokain im Rahmen einer Kokainsucht führt zu einer Reihe schwerer Nebenwirkungen wie:

Zudem ist ein Langzeit-Kokainkonsum, insbesondere bei Crack, häufig auch mit einem sozialen Abstieg verbunden. Ein dauerhafter Crack-Konsum kann zudem die Atmungsorgane stark schädigen (sog. Cracklunge).

Ohne Kokain treten in der Regel schnell Entzugssymptome auf, wie zum Beispiel:

Während die Entzugssymptome in der Regel nur einige Wochen lang anhalten, lässt das Verlangen nach Kokain (das sog. Craving) erst deutlich später nach. Nach einem Entzug ist die Rückfallgefahr deshalb relativ groß.

Ist die konsumierte Kokain-Dosis zu hoch, kann zu einer Kokainvergiftung kommen. Ab welcher Dosis es zu Vergiftungserscheinungen kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Konsumform. Oral aufgenommen können ein bis zwei Gramm bereits tödlich sein, gespritzt sogar sehr viel weniger. Bei einer bestehenden Kokainsucht hat sich der Körper des Konsumenten jedoch an die Droge gewöhnt und kann daher oft erheblich größere Dosen überleben.

Eine Kokainvergiftung tritt häufig durch eine zu hohe Dosis im Rahmen eines Selbstmordversuchs auf oder aber durch Ware, die einen hohen Reinheitsgrad hat und an den der Konsument nicht gewöhnt ist.

Auch beim Schmuggeln der Droge kann es zu einer Kokainvergiftung kommen. Schlucken etwa Drogenkuriere kokaingefüllte Kondome (sog. Bodypacking), besteht die Gefahr, dass die Hüllen bei längerer Verweildauer oder durch Beschädigung im Magen-Darm-Trakt platzen. Als Folge gelangen innerhalb kurzer Zeit sehr große Mengen der Substanz in den Blutkreislauf.

Die möglichen Symptome einer Kokainvergiftung sind sehr unterschiedlich:

Bei überempfindlichen Personen können bereits kleinste Mengen Kokain einen sogenannten Kokainschock auslösen. Ein Kokainschock zeichnet sich durch folgende Symptome aus:

Als Folge eines Kokainschocks kann es zum Herz-Kreislauf-Versagen kommen.

Vermuten Sie bei einer anderen Person eine Kokainvergiftung, so rufen Sie so rasch wie möglich den Notarzt (Tel. 112) und teilen Sie ihm mit, welche Substanz der Betroffene eingenommen hat (sofern bekannt). Leisten Sie dem Betroffenen Erste Hilfe, lassen Sie dabei jedoch den Eigenschutz nicht aus den Augen: Kokain-Konsumenten (und insbesondere Crack-Konsumenten) können sehr aggressiv sein.

Das können Sie tun, bis der Notarzt eintrifft:

Wenn der Arzt eintrifft, wird er entscheiden, welche weiteren Schritte notwendig sind. Als mögliche Maßnahmen versucht der Arzt zum Beispiel:

Kokain gehört nach Anlage III Teil A Betäubungsmittelgesetz (BtMG) zu den verkehrs- und verschreibungsfähigen Betäubungsmitteln. Nach § 29 des BtMG sind unter anderem der Anbau, der Handel, die Einfuhr, der Vertrieb, der Erwerb sowie der Besitz ohne entsprechende Genehmigungen verboten.

Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren e.V. Westenwall 4 59065 Hamm Tel.: 02381-90150 [email protected] www.dhs.de

Kokain. Online-Information der Deutsche Hauptstelle gegen die Suchgefahren e.V.: www.dhs.de(Stand: 2010)

Kokain. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.drugcom.de (Stand: 2010)

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Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2010)

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Drogen- und Suchtbericht. Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: www.bmg.bund.de (Stand: Mai 2009)

Kein Gesundheitsrisiko durch den Cocaingehalt in Red Bull Simply Cola. Online-Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR): www.bfr.bund.de (Stand: 27.05.2009)

Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Jahresbericht 2008: Der Stand der Drogenproblematik in Europa. Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg 2008

Geschwinde, T.: Rauschdrogen. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2007

Holsboer, D.D., et al.: Handbuch der Psychopharmakotherapie. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2007

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Loch, F.C., et al.: Notfälle nach Leitsymptomen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2006

Möller, H. (Hg): Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006

Parnefjord, R.: Das Drogentaschenbuch. Thieme, Stuttgart 2005

Madler, C., et al.: Das NAW-Buch: Akutmedizin der ersten 24 Stunden. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2005

Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2003

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